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Buddhismus. ZUR VOLKSKUNDE. LVII der unteren Volksschichten bezeichnet werden, und selbst die
buddhistischen Mönche stehen ihr nicht ablehnend gegenüber.

Einen völlig anderen Charakter als der südliche trägt der
nördliche Buddhismus in den Himâlaya-Staaten Bhutân, Sik-
khim
, Nepâl und Ladâkh, wohin er aus Tibet in einer Form ge-
drungen
ist, die als Karikatur des ursprünglichen Buddhismus wirkt.
Nach Tibet kam der Buddhismus im VII. Jahrhundert n. Chr. schon
in vollständiger Entartung, nachdem die brahmanischen Götter in
ihn als Verteidiger der Kirche gegen die Welt der Dämonen aufge-
nommen
worden waren. Dazu war eine verworrene Zaubertheorie
getreten, bei der mystische Formeln zur Gewinnung übernatürlicher
Kräfte und zur Erreichung aller möglichen sonstigen Wünsche im
Vordergrunde standen. Etwa hundert Jahre später ist in Tibet
unter Aufnahme des einheimischen Geisterglaubens, der sogenannten
Bon-Religion, und der Gebräuche der im Volke einflußreichen Scha-
manen
oder Zauberpriester die unter dem Namen Lamaismus (von
tibet. Lama Priester) bekannte Kirche gegründet worden, die sich
bei straffer hierarchischer Organisation zu einem vollkommenen
Kirchenstaat entwickelt hat. Von dem ethischen Gehalt des Bud-
dhismus
ist dabei so gut wie nichts übrig geblieben. Der Kultus
hat sich in lächerlicher Weise veräußerlicht. Man stellt Gebets-
fahnen
auf, auf denen die heilige Gebetsformel im Winde flattert,
und dreht sog. Gebetsmühlen, die mit geschriebenen oder gedruckten
Gebetformeln gefüllt sind, um so dasselbe Verdienst zu erwerben als
wenn man die Gebete ebenso oft hergesagt hätte. Auf allen Wegen
in den Vorbergen des Himâlaya kann man die einfältigen Eingebore-
nen
, auch wenn sie die schwersten Lasten tragen, kleine metallene
Handmühlen in beständiger Drehung erhalten sehen und dazu in un-
ablässiger
Wiederholung immer dieselbe, aus vier Worten bestehende
Formel murmeln hören (vgl. S. 233-35).

Die Religion der Dschainas (Jainas) ist hauptsächlich im
Nordwesten, Westen und Süden Indiens verbreitet (vgl. S. XLVIII).
Gestiftet wurde sie von Buddhas älterem, ihm an geistiger Be-
deutung
und Adel der Gesinnnng[Gesinnung] bei weitem nicht ebenbürtigen
Zeitgenossen, der gewöhnlich mit seinen Ehrennamen Mahâvîra
(der große Held) oder Dschina (der Sieger) benannt wird, und
zwar in derselben Gegend, wo auch Buddha lebte und wirkte. Sie
ist in Lehre und Gebräuchen dem Buddhismus so ähnlich, daß
man die Dschainas lange Zeit für eine buddhistische Sekte gehalten
hat. Die hauptsächlichsten Verschiedenheiten der Lehre bestehen
darin, daß sie die substanzielle Existenz der Seele anerkennen,
die von Buddha geleugnet wurde, und daß sie den Zustand
der aus dem Kreislauf der Existenzen erlösten Seele als ein be-
wußtes
friedvolles Fortleben im Himmel des Dschina auffassen.
Dort gewinnt die Seele ihr wahres, aus Erkenntnis bestehendes
Wesen, das sie bei Antritt der Wanderung aus einem Körper in